Hilfe bei Mobbing in der Schule

Was tun bei Mobbing?

Das Wichtigste ist natürlich, wie man Mobbing in der Schule wieder los wird:

Hierzu gibt es natürlich Dinge, die man selbst versuchen kann.

Alternativ oder kumulativ kann man natürlich auch versuchen, Hilfe der Schule zu erhalten - was allerdings mitunter nicht unproblematisch ist und nach hinten losgehen kann...

Und natürlich ist Mobbing in der Schule auch für mich als Anwalt für Schulrecht ein großes Thema mit dem ich mich ständig auseinandersetze und Betroffenen direkt gegenüber der Schule helfe!

Eigenmaßnahmen beim Mobbing in der Schule

Eigenmaßnahmen beim Mobbing in der Schule sind ein zweischneidiges Schwert:
  • Es ist eine natürliche Reaktion, dass man nicht gleich zum Lehrer, zum Schulleiter oder gar zum Anwalt geht, wenn man Kenntnis von Mobbing erlangt.
  • Andererseits muss man natürlich aufpassen, dass man nicht wertvolle Zeit verliert und währenddessen eine Eigendynamik entsteht, bei der sich Dinge zusehends überschlagen und auch für mich dann schwer aufzulösen sind...
Fakt ist:  Bei Mobbingfällen handelt fast jeder zunächst selbst und deshalb habe ich nachfolgend einige Maßnahmen zusammengestellt, die man in jedem Fall in Erwägung ziehen sollte. Dabei sollte man aber nie vergessen, dass sich Mobbingfälle leider selten ganz alleine lösen lassen. Man sollte deshalb immer selbstkritisch hinterfragen, ob man auf diese Weise eine realistische Chance hat. 

Bleiben die Eigenmaßnahmen ohne nennenswerten Erfolg, dann sollte man nicht wertvolle Zeit verlieren, sondern weitere Maßnahmen einleiten. Die Tragik bei Mobbingfällen liegt nämlich tatsächlich oftmals darin, dass sich Dinge  mitunter aus Bagatellen entwickeln, die man anfangs noch gut in den Griff bekommen könnte. Meist wird aber zu lange gewartet und gehofft, so dass ich meist bereits sehr verfahrene Fälle erhalte, die man dann nur sehr schwer entwirren kann. 

1. Warnsignale erkennen und rasch handeln:

Alles, was man bei Mobbing tut, muss schnell geschehen. Gerade der vorstehend geschilderte „typische Mobbingablauf“ zeigt anschaulich, dass Gegenmaßnahmen umso schwerer werden, je länger die Situation andauert.

Dies führt spiegelbildlich auch häufig zu einer besonderen Tragik bei Mobbingfällen:
  • Mobbing ist ja nicht von einem Tag auf den anderen plötzlich da, sondern ist ein schleichender Prozess.
  • Umgekehrt ist es ja nicht so, dass ein Schüler selbst jeden Tag rekapituliert, was im Einzelnen vorgefallen ist. Streit ist ja auch in Schulen keineswegs unnormal und meist hat dies ja gar keine Folgen und man verträgt sich eines Tages wieder.
  • Bis selbst der betroffene Schüler realisiert, in welcher Situation er sich inzwischen befindet, ist oftmals bereits eine Eigendynamik entstanden.
  • Noch länger dauert es üblicherweise bis Eltern davon erfahren bzw. aktiv werden. Und wenn dies geschieht, dann wird es zu Beginn meist nicht ernst genommen und man glaubt die Situation mit einfachen Mitteln in den Griff zu bekommen.
  • Mobbing ist allerdings keineswegs eine Lappalie und es reguliert sich in den seltensten Fällen wieder von selbst, wenn erst einmal ein gewisses Stadium überschritten ist…
Und reagiert man schließlich, ist es sehr schwer, alles richtig zu machen, um die richtigen Schritte einzuleiten, dran zu bleiben du zeitnahe Ergebnisse zu erzielen. Bei den nachfolgenden Tipps zeige ich deshalb auch immer wieder „typische Fehler“ auf, die beim Mobbing gemacht werden.
  • Mobbing ist selbst für mich als Anwalt für Schulrecht ein Thema, das mit am schwersten in den Griff zu bekommen ist. Man kann Mobbing nicht „mal nebenbei“ erledigen, sondern es erfordert konzentriertes und rasches Handeln
  • Deshalb ist es besonders wichtig, frühzeitig auch Warnsignale zu erkennen. 
Dies gilt für den Schüler wie für seine Eltern:
  • Mobbingopfer sind zu Hause oftmals schlechtgelaunt und mitunter auch aggressiver als zuvor. Letzteres hängt damit zusammen, dass Frustrationserlebnisse in der Schule nicht mehr direkt verarbeitet werden können und dann ausgerechnet das Rückzugsgebiet dafür herhalten muss. Mit dieser Beobachtung sollte man übrigens sehr vorsichtig umgehen und diese keinesfalls an Schulen weiterleiten, weil dies dann gerne als Argument bzw. „Beweis“ gegen das Mobbingopfer verwendet wird: Wer zu Hause aggressiv ist, der zeige damit, dass er in der Schule „in Wahrheit“ gar kein Opfer sei, sondern selbst das Problem darstelle…
  • Auch ein Leistungsabfall in der Schule ist oftmals ein Indiz auf Mobbing: Es fehlt dann mitunter einfach die Konzentration, weil man mit anderen Dingen beschäftigt ist. Mitunter leidet aber auch das Selbstbewusstsein und der Schüler meldet sich nicht mehr. Gerade aus Gruppenarbeiten kann man mitunter wichtige Anhaltspunkte heranziehen, da Mobbingopfer dort regelmäßig nichts zu lachen haben und Lehrer dies meist nicht bemerken – mitunter wird unter „pädagogischen Erwägungen“ sogar das Mobbingopfer mit den Mobbern in eine Gruppe gesteckt, damit sie sich besser verstehen lernen.
  • Schlafprobleme, bei jüngeren Kindern mitunter auch Einnässen und ähnliche Phänomene indizieren dann bereits ein fortgeschrittenes Stadium, bei dem man spätestens hellhörig werden sollte, auch wenn das Kind „zu Hause nichts erzählt“.
Wenn es zu gehäuften Fehlzeiten wegen unklarer Krankheitsbilder wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen usw. kommt, dann ist es meist schon fast zu spät. Psychosomatische Krankheitsbilder gepaart mit Schulverweigerung sind oftmals kaum noch wegzubekommen, da sich auch auf diese Weise eine Eigendynamik entwickelt. 

Es ist deshalb immens wichtig, Warnsignale zu erkennen und mögliche Probleme anzusprechen – notfalls auch gegen einen Widerstand der Kinder.

2. Nie den Blick für die anderen verlieren:

Eine andere allgemeine Erwägung, die man bei Mobbingfällen nie außer Acht lassen sollte, besteht darin, nicht einäugig an die Sache heranzugehen:

Selbstverständlich ist das eigene Kind das Opfer, andere Kinder sind die Täter und Lehrer stehen irgendwie dazwischen…

Dies führt dann oftmals zu einer Sichtweise, dass es im Grunde nur um sich selbst geht, da die anderen ja die Bösen bzw. diejenigen sind, deren Aufgabe in der Auflösung der Situation besteht.

Wir haben beim „typischen Mobbingablauf“ aber gesehen, dass es nicht ganz so einfach ist: 
  • Bei Mobbern stecken oftmals Motivationen dahinter, die sie selbst nicht beherrschen und die auch nicht alleine durch ein Verbot dauerhaft für eine Befriedung sorgen.
  • Mitläufer haben ohnehin die unterschiedlichsten Motivationen und sind oftmals wechselhaft in ihren Ansichten und Verhaltensweisen.
  • Und Lehrer denken mitunter vor allem an sich selbst, insbesondere wenn sie vielleicht selbst Probleme mit der Gruppe der Mobber oder deren Eltern erwarten, sobald sie sich in die Sache reinhängen.
Es reicht deshalb nicht, nur den Blick auf sich selbst zu richten, sondern man darf auch die weiteren Beteiligten nicht vergessen.

Hierbei zeigt sich, dass ein Erfolg größer und nachhaltiger wird, wenn ein Ergebnis nicht nur durch Zwang erzielt wird (sofern dies überhaupt gelingt), sondern auch verstanden wird - oder zumindest aus einer für einen selbst vermeintlich vorteilhaften Motivation mitgetragen wird. 

Also bei allem Groll, den man hat: Alleine Vorwürfe nutzen regelmäßig bei niemand etwas und mit dem Kopf muss man erst einmal durch die Wand kommen…

Fangen wir beim Klassenlehrer an: Für einen Lehrer wird meist wesentlich sein, dass er grundsätzlich seine eigenen Vorstellungen hat und gegenüber Kritik an seinen Methoden und Vorschlägen von Eltern tendenziell weniger erbaut sein wird.

Dies mag daran liegen, dass Lehrer den ganzen Tag mit Schülern zu tun haben und dabei die Richtung vorgeben, d.h. sie sind es gewohnt, Recht zu haben und nicht in Frage gestellt zu werden. Eltern berichten deshalb auch immer wieder, dass Lehrer auch bei Elterngesprächen nur schwer die Kurve bekommen… Wer in seinem eigenen Beruf „einen Lauf“ hat, wird diese Situation möglicherweise auch an sich selbst bemerken.

Insofern ist Kritik sicher nicht verkehrt, aber sie sollte sachlich bleiben und immer mit der Möglichkeit, einen möglichst gesichtswahrenden Ausweg zu finden, versehen werden. Und diesen Ausweg muss ein Lehrer auch für sich akzeptieren können, d.h. es muss für ihn tragbar und umsetzbar erscheinen.

Damit wird man regelmäßig weitaus mehr erreichen, als wenn man nur auf Konfrontation geht und sich dann mit Maximalvorstellungen ohne Aussicht auf Einigung verabschiedet. 

Selbst dies ist selbstverständlich kein 100%-iges Erfolgsrezept: Wer auf völlig festgelegte Personen stößt, die auch in eigenen Angelegenheiten völlig beratungsresistent sind, wird auch mit den besten Ideen nicht weiterkommen.

Dann bleibt nur der Weg zu einer „Alternative“, sprich der Schulleitung… Denn schlussendlich steht die Schulleitung in der Verantwortung für „ihre“ Schule.

Nicht minder brisant ist die Situation bei Mitschülern, die als Mitläufer agieren oder weitgehend neutral sind: Diese Schüler haben in solchen Situation gleichsam vor allem erst einmal eigene Interessen, weil sie ihre Position in der Klasse nicht gefährden wollen oder selbst Angst vor den Mobbern haben.

Wer nur Druck ausübt, erreicht dann meist gar nichts und wird allenfalls mit den Eltern dieser Schüler – negative – Bekanntschaft machen… Denn es wird kaum einem Elternteil gefallen, wenn Eltern des gemobbten Schülers sein eigenes Kind unter Druck setzen, etwas zu bestätigen oder sich auf eine bestimmte Seite zu stellen.

Auch hier gilt deshalb, dass man immer die Gesamtsituation im Auge behalten sollte und behutsam vorgehen muss: Es werden rasch irreversible Schäden angerichtet, wenn man offensiv an andere Schüler herantritt und sich im Recht wähnt, weil das eigene Kind ja das Opfer ist und die anderen mitmachen oder wegschauen.

Mit „moralischer Überlegenheit“ kann man erfahrungsgemäß bei Mobbingfällen nur schwer argumentieren, zumal es eine menschliche Eigenschaft ist, dass die anderen Schüler es sich für sich selbst so zurechtlegen, dass sie dabei nicht schlecht wegkommen…
3. Beweise sichern – das Mobbingtagebuch:

Aus der Darstellung des typischen Mobbingfalles an der Schule wird deutlich, dass nichts so wichtig ist, wie Beweise zu sichern.

Ein bekanntes Mittel ist das „Mobbingtagebuch“, in das alle wesentlichen Mobbingsachverhalte eingetragen werden.

Das Mobbingtagebuch ist auch aus meiner Sicht wichtig, da man sich andernfalls tatsächlich rasch nicht mehr erinnern kann, was im Einzelnen passiert ist und oft bestimmen dann eher Gefühle als Fakten die Darstellung.

Allerdings muss man auch ganz offen sagen, dass ein Mobbingtagebuch Grenzen aufweist:

Es ist eben keine Beweissicherung, sondern eher eine bloße Sachverhaltssicherung. Oder anders ausgedrückt: Es mag Erinnerungen sichern und damit besser darstellbar machen, aber es ist eben kein sicheres Beweismittel, wenn die Mobber etwas anderes behaupten. Beweiswert kann das Mobbingtagebuch allenfalls insofern haben, als es aufführt, wer bei bestimmten Ereignissen zugegen war (Mitläufer, neutrale Schüler) und die Mobbingdarstellungen demnach bezeugen kann – ob er dies dann auch wirklich tut, steht auf einem anderen Blatt, wie ich ja oben ausführlich dargestellt habe…

Ein anderer Schwachpunkt besteht darin, dass das Mobbingtagebuch alles wahllos sammelt. Hier zeigt sich bald eine unübersichtliche Fülle, weil Lappalie und gravierende Ereignisse nebeneinanderstehen. Leitet man diese Informationen dann ungeordnet weiter (was häufig der Fall ist), dann wird man rasch dem Vorwurf ausgesetzt, dass das eine oder andere doch gar nicht so schlimm sei … Für jede Schule ist dies dann eine Steilvorlage ausgerechnet das Wesentliche „zu übersehen“ und das Ganze als querulatorisches Verhalten abzutun. 

Ungeachtet dessen sollte man auch den Empfängerhorizont nicht überschätzen: Kaum jemand liest ernsthaft mehr als 3-4 Seiten. Wer einer Schule einen ganzen Packen Unterlagen zur Verfügung stellt, kann nicht damit rechnen, dass ein anderer dies liest - oder auch noch ordnet, wenn es als Stapel Papier abgegeben wird.

Wer also ernsthaft ein Mobbingtagebuch verwenden möchte, der muss selbst Ordnung schaffen, Unwesentliches von Wesentlichem trennen, konkret und zeitlich geordnet darstellen und vor allem auch darauf achten, wer dies bestätigen kann und auch bestätigen wird. 

Hierzu ist nochmals hervorzuheben, dass ja keineswegs jeder potentielle Zeuge bereit sein wird, diese Dinge auch gegenüber der Schule zu bestätigen. Und wer als Eltern eines Mobbingopfers in der Schule Mitschüler abpasst und von diesen Beweisaussagen gegengezeichnet haben möchte, der wird mit deren Eltern massive Probleme bekommen. So etwas kann durchaus nach hinten losgehen, da nicht jede Familie so viel Zivilcourage aufbringt, ihre Kinder als Zeugen zur Verfügung zu stellen, zumal es mitunter wirklich realistisch ist, dass man auf diese Weise als „nächster“ auf die „Abschussliste“ gerät. Wer also kurzerhand in der Schule Zeugenaussagen zu sammeln versucht, der wird rasch mit dem Vorwurf konfrontiert, dass er andere Schüler einschüchtere usw.
Wenn man also Zeugen gewinnen möchte, sollte man dies über deren Eltern versuchen – zumal Schüler erfahrungsgemäß andernfalls ohnehin nur behaupten, nichts mitbekommen zu haben. Und im besten Fall lässt man sich bei dieser Gelegenheit dann alles schriftlich bestätigen, da man nie weiß, wann ein Zeuge vielleicht doch noch „umkippt“.

Eine probatere Methode ist, sich die aktuellen Kommunikationsmethoden des Internet zu Nutze zu machen: Chat über WhatsApp-Gruppen, Kommentare auf Facebook oder Instagram usw. lassen sich ohne weiteres sichern und können dann in der Schule vorgelegt werden. Dann können diese Dinge – eigentlich - nicht mehr geleugnet werden.

Es gibt allerdings in der schulischen Praxis nichts, was es nicht gibt: So habe ich einmal selbst erlebt, dass allen Ernstes die Verwendung eines auf Facebook geposteten Videos von Mitschülern „aus datenschutzrechtlichen Gründen“ abgelehnt wurde. Wenn man bedenkt, dass „Fundstücke aus dem Internet“ heutzutage einen wesentlichen Teil der Grundlagen von Ordnungsmaßnahmen ausmachen, war dies schon ein starkes Stück...

Dies ist allerdings wirklich ein Einzelfall geblieben: Was im Internet gepostet, in WhatsApp-Gruppen geschrieben wird usw. sollte gesichert und der Schule vorgelegt werden. Dann sind solche Dinge wenigstens unstreitig und können die Mobber durchaus in Bedrängnis und Erklärungsnot bringen.

Aber auch hier gilt selbstverständlich: Keine 20-seitigen Protokolle ausdrucken, auf denen vielleicht mal etwas auf Seite 13 steht… Oder auch keine Protokolle, die vergleichsweise banal sind und in dem Stapel von Unterlagen dann die wirklich wichtigen Punkte untergehen lassen.

Immer alles ordnen, nur das Relevante heraussuchen und alles in einer angemessenen Größenordnung weiterleiten.

4. Eins-zu-Eins-Situationen nutzen/herbeiführen – wenn man sich traut…

Eine andere Taktik kann darin bestehen, direkt an den Mobber heranzutreten und ihn in 1-zu-1-Situationen zu verwickeln.

Das ist allerdings einfacher gesagt, als getan: Meist sieht man den Mobber nämlich nur inmitten „seiner“ Gruppe und selbst wenn man mal jemanden alleine abpasst, kommt gleich jemand hinzu oder wird hinzugerufen.

Und für jüngere Schüler eignet sich das meist auch nur eingeschränkt, weil diese solchen Situationen oftmals nicht gewachsen sind.

Eine direkte Konfrontation setzt also voraus:
  • Dass man über ausreichend Selbstvertrauen verfügt, um diese Situation überhaupt bestehen zu können.
  • Darüber hinaus benötigt man eine Strategie, was man dann sagt und man auch flexibel reagieren können, denn der Mobber hat seine üblichen „Argumente“.
  • Und hat man dies alles, dann braucht man noch Glück für eine solche Konstellation, denn diese wird sich nicht häufig ergeben und wenn es soweit ist, muss man bereit sein…
Im Einzelnen:

Zunächst muss man also hinterfragen, ob man eine direkte Konfrontation wirklich leisten kann. Immerhin tritt man aus einer schlechten Position an jemand heran, der (zumindest innerhalb seiner Gruppe) nur so von Selbstbewusstsein zu strotzen scheint. Ist man bereits an dieser Stelle unsicher, sollte man sich gut überlegen, ob man es dennoch wagt, denn „Niederlagen“ werden die Position eher verschlechtern – obwohl man natürlich nicht außer Acht lassen darf, dass es oftmals bereits weiterhilft, wenn man „mal Flagge zeigt“, weil dies den Mobber (auch künftig) durchaus aus dem Konzept bringen kann…

Dann muss man berücksichtigen, dass der Mobber sich kaum auf eine sachliche Diskussion einlassen, sondern mit Standardantworten „argumentieren“ wird: „Du hast keine Freunde, das zeigt, dass du selbst schuld/blöd bist.“ Auf dem Niveau läuft das dann schnell ab. 

Hilfreich erscheint dann immer wieder die Strategie, auf die Feigheit des Mobbers hinzuweisen, weil er den Konflikt nicht alleine führen kann/will und sich in seiner Gruppe „versteckt“. Das kann durchaus seine „Ehre“ berühren. Wer dies durchhält und dem Mobber feige Verhaltensweisen vorhält, der kann durchaus etwas bewirken.

Man kann dann auch künftig Angriffe der ganzen Gruppe besser abwehren, indem man sich darauf beruft, dass man sich mit einem alleine auseinandersetzt, aber nicht mit allen zusammen…

Und dann gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit in einer Gruppensituation ausschließlich und direkt den Anführer anzugehen, um auf diese Weise Eindruck zu erzeugen und die Mitläufer als unwichtig darzustellen. 

Oftmals ist es jedenfalls so, dass Mobber tatsächlich nur in der Gruppe stark sind und außer ihren üblichen Floskeln nichts vorzuweisen haben. Und steht niemand hintendran, der den Mobber bestätigt und „hinterherbrabbelt“, was er gerade gehört hat, dann bleibt von „Argumenten“ und Selbstsicherheit oftmals wenig übrig.

Natürlich ist bei solchen Dingen aber auch Vorsicht geboten, wenn die Mobber zu physischen Übergriffen neigen, nicht, dass man als Ergebnis am Ende noch verprügelt wird…

Das sollte man sich demnach gut vorab überlegen…

Sonderfall - Direkt an die Eltern der Mobber herantreten?

Eine weitere (sehr umstrittene) Überlegung besteht darin, direkt an die Eltern des Mobbers heranzutreten.

Hierbei gilt von vornherein zu beachten, dass die Eltern des Mobbers meist wenig kritikfähig sein werden: 
  • Oftmals unterscheiden sie sich auch in keiner Form im Auftreten und Verhalten von ihren Sprösslingen und der Ausdruck „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ trifft hier sehr häufig zu.
  • Andere Eltern zeigen sich selbst mit der Erziehung ihrer Kinder völlig überfordert und lassen durchblicken, dass sie zu Hause ähnlich herumkommandiert werden, wie dies in der Schule auch geschieht.
Kurzum: Die Eltern des Mobbers kann man ansprechen – schon um dem Einwand der Schule zu entgehen, ob man es denn überhaupt schon einmal selbst versucht habe… Aber Sinn macht das meist keinen und selbst wenn zu Beginn ein kurzes Verständnis bestanden haben sollte, ist es meist nach kurzer Zeit so, dass diese Eltern dem eigenen Kind „glauben“ und dies mitunter sogar zum Anlass nehmen, selbst in der Schule aufzutauchen und sich über das Mobbingopfer zu beschweren, unter dem ihr Kind „leide“…

Effektiver können da die Eltern von Mitläufern oder neutralen Schülern sein: Diese sind oftmals tatsächlich erschrocken von der Situation und haben mitunter sicher selbst ein „schlechtes Gefühl“, wenn das eigene Kind in der Gruppe des Mobbers mitmacht, weil man schon selbst erlebt hat, wie auch das eigene Kind herumkommandiert oder behandelt wird…

Hier muss man allerdings sehr vorsichtig sein, da diese Eltern eben (genau wie ihre Kinder) vor allem eigene Interessen verfolgen: Und diese korrespondieren selten mit den Maximalinteressen der Eltern des Mobbingopfers. Während diese nämlich die Angelegenheit schonungslos aufklären und den Mobber an den Pranger stellen wollen, geht es den Eltern von Mitläufern und neutraler Schüler vor allem darum, dass ihre eigenen Kinder aus der Sache heil herauskommen. Sie wollen auf gar keinen Fall selbst Ärger mit dem Mobber (oder gar dessen Eltern), sie wollen nicht, dass sich die Position ihres Kindes in der Klasse verschlechtert und sie wollen keinen lauten Knall.

Kurzum: Es soll sich etwas ändern, aber im Übrigen „Schwamm drüber“…

Dies entspricht dann im Regelfall dem, was man maximal von der Schule erwarten darf: Eine Verbesserung der Situation für die Zukunft, aber keine Ahndung für die Vergangenheit…

Insofern wird es auch immer schwerfallen, die Eltern zu Zeugenaussagen ihrer Kinder zu motivieren oder dass sich die Kinder gar öffentlich auf die Seite des Mobbingopfers stellen.

Hier gilt: Was man hat, hat man und erfahrungsgemäß wird alles schwerer zu erhalten, was man nicht sofort bekommt…

Insgesamt ist jedoch zurückhaltend mit dieser Möglichkeit umzugehen, da hierdurch auch eine zusätzliche Verschärfung der Situation eintreten kann, wenn sich die Eltern mobbender Kinder sehr stark mit diesen solidarisieren und dann zum Gegenangriff übergehen... Hinzukommt, dass auch das gemobbte Kind hierdurch zusätzlich verunsichert werden kann, wenn es bemerkt, dass seine Eltern selbst unter Beschuss geraten und sich gegen die Eltern des Mobbers nicht durchsetzen können.

Sinn macht dies nach alledem nur, wenn man einigermaßen Hoffnung schöpfen kann, hieraus eine positive Entwicklung zu erreichen.

Einbeziehung der Schule (Lehrer/Schulleiter)

Hinsichtlich der Einbeziehung des Lehrers hatte ich vorstehend bereits das typische Mobbingschema aufgeführt, das daraus entstehen kann:
  • Der Lehrer ist zunächst selbst erschrocken und verspricht dagegen anzugehen.
  • Der Lehrer bemerkt, dass dies Probleme verursacht, weil er gegen die Mobber selbst nicht ankommt und diese ihn nicht ernst nehmen und auf pädagogische Ahndungen nicht reagieren.
  • Der Lehrer bemerkt, dass er Erwartungen der Eltern geweckt hat, die er nunmehr nicht erfüllen kann und selbst in die Bredouille kommt, wenn er Dinge mitbekommt, aber nicht ahndet.
  • Der Lehrer bemerkt, dass es besser ist, nichts zu sehen, denn dann kann man ihm vermeintlich auch keinen Vorwurf machen, wenn er nichts mitbekommt.
  • Der Lehrer bemerkt, dass er nicht alles übersehen kann und beginnt Sachverhalte zu verdrehen, was ihm immer dann leichtfällt, indem er einfach den Anführer der Mobbinggruppe fragt und die anderen nicken, dann zählt er ab und der Fall ist geklärt…
  • Der Lehrer freundet sich mit der Idee an, dass eigentlich der Gemobbte verhaltensauffällig sei und wegmuss – damit wäre das ganze Problem gelöst…
So kann es gehen, so muss aber nicht gehen...

Es gibt natürlich auch den einen anderen Lehrer, der tatsächlich Interesse und ein schlechtes Gewissen hat und Dinge lösen möchte. Nur oftmals geht er dabei sehr plump vor…

So ist es beispielsweise regelmäßig keine gute Idee, das Thema Mobbing vor der Klasse direkt anzusprechen:
  • Dies ist zunächst für den gemobbten Schüler eine meist sehr unangenehme und stressige Situation. Es ist für die meisten Schüler unangenehm, aus der Position der Schwäche heraus quasi als Opfer auf dem Präsentierteller zu stehen und alle sprechen über einen…
  • Darüber hinaus ist dies aber auch brandgefährlich, weil das Mobbingopfer damit ja nicht automatisch in der Defensive ist und nichts dazu sagen wird. Im Gegenteil steht zu befürchten, dass der Mobber (und seine Unterstützer) versuchen werden, den Spieß herumzudrehen, Dinge zu leugnen, den gemobbten Schüler als verhaltensauffällig darzustellen oder aber sich selbst als Opfer zu gerieren. 
  • Dies wird dann noch gefährlicher, wenn der gemobbte Schüler aus seiner defensiven Haltung zusehends verstummt und die Mobbinggruppe quantitativ immer mehr Raum einnimmt. Selbst ein objektiver Dritter wird sich dann fragen, wem er jetzt eigentlich glauben soll…
Solche öffentlichen Erörterungen der Situation sind demnach mitunter gut gemeint, aber brandgefährlich und gehen oftmals nach hinten los und dann wird es ganz schwer.

Der Schulleiter selbst kommt als Ansprechperson natürlich auch in Betracht, er fühlt sich gegenüber Eltern indes meist sehr sicher, da er mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun hat. Er unterrichtet meist keine eigenen Klassen, sitzt in seinem Büro und macht Verwaltungsarbeit. Er hat keine Pausenaufsicht und kann so (vermeintlich) gut den Sand in den Kopf stecken…

Folglich wird auch er zwar erst einmal Verständnis zeigen (es sei denn, es ist schon eine fortgeschrittene Stufe erreicht und er hat schon Gerüchte über den gemobbten Schüler zugesteckt bekommen), aber nicht mehr tun, als den Lehrern Bescheid zu geben, dass diese ein Auge auf den Schüler haben und ihm dann Bericht erstatten. Dieser Bericht wird dann meist so ausfallen, dass nichts zu beobachten ist oder der gemobbte Schüler selbst das Problem sei. Damit ist das Thema für den Schulleiter dann abgeschlossen…

Bei einem zweiten Versuch ist er dann schon übellauniger, was denn jetzt schon wieder sei und die Stimmung beginnt zu kippen…

Erfolgreiche Mobbingbekämpfung in der Schule scheint nur durch professionelle Mobbingbeauftragte denkbar, die sich der Sache direkt annehmen:
  • Die den gemobbten Schüler erst einmal beruhigen und ihm zeigen, dass sie auf seiner Seite stehen.
  • Die mit den mobbenden Schülern alleine sprechen und Ihnen klare Ansagen erteilen.
  • Die in einer (kleinen) Abschlussrunde den gemobbten Schüler und den Mobber zusammenbringen und eine Lösung herbeiführen, aus denen die mobbenden Schüler gemaßregelt und der gemobbte Schüler mit Selbstbewusstsein herausgehen.
So etwas gibt es auch, allerdings selten… 

Anwaltliche Unterstützung

Nach alledem enden Mobbingfälle sehr selten als Beratungsfälle, sondern ich übernehme diese meist als Vertretungsmandat.

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die ich allerdings natürlich nicht offen darlegen kann, sonst verlieren diese jedwede Effizienz.

Wichtig ist zudem: Jeder Fall ist ein Individualfall und für mich steht im Vordergrund, was gut für das Kind ist, was es in der Situation selbst beitragen und aushalten kann. Hiernach ist die konkrete Taktik auszurichten.

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